Kress: Hallo Ryan, danke, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Zu Beginn möchte ich mit dir über den Anfang deiner beeindruckenden Paintball-Karriere sprechen. Im Jahr 2000 hast du einen Ford Mustang bei einem Spyder Cup gewonnen, solche Preise gibt es schon lange nicht mehr im Paintball, wie würdest du die damalige Zeit beschreiben?
Ryan: Im Jahr 2000 habe ich bereits drei Jahre Paintball gespielt, ich war 18 Jahre alt und noch sehr jung, das war echt eine andere Zeit im Paintball. Die Dinge waren viel – ich will nicht sagen einfacher, aber es war schon sehr anders, es gab kaum Internet, Informationen brauchten viel mehr Zeit. In Asien zu spielen oder bei Veranstaltungen mit solchen Preisen wie dem Mustang war sehr medienwirksam und gut für die ganze Szene.
Kress: Wie haben deine Eltern reagiert? Haben sie deine Paintballkarriere immer unterstützt?
Ryan: Das war am Anfang sehr schwierig für mich. Ich hatte nicht viel Unterstützung von meiner Mutter, ihr war es egal, dass ich Paintball spiele, für sie war die Schule das Wichtigste. Auch jeden Dollar, den ich für Paintball ausgegeben habe, musste ich mir auf die eine oder andere Weise selber verdienen. Aber einmal hat sie mir damals sehr geholfen. Zu meinem Geburtstag hat sie mir einen Paintball Markierer geschenkt, das war schon etwas Besonderes. Wir haben viele Turnieren gespielt und dann das Preis-Geld aus dem Turnier wieder für die nächsten Turniere benutzt, um sie zu finanzieren. Für den Spyder Cup in Asien hatten wir ein richtiges Sponsoring. Aber abgesehen davon gab es von Zuhause nicht wirklich Hilfe, bis ich das Auto gewann. Nachdem ich den Ford gewonnen hatte, war meine Mutter ein wenig mehr begeistert.
Kress: Was ist denn aus dem damals gewonnenen Mustang geworden? Hast du ihn noch?
Ryan: Nein, ich habe ihn leider nicht mehr den habe ich vor langer Zeit verkauft. Ich habe ihn vielleicht drei oder vier Jahre lang gefahren. Es war ziemlich cool, und nicht viele Leute können sagen, dass sie ein Auto gewonnen haben.
Kress: Nach einer Wagenladung von 1. Plätzen in fast jeder Turnierserie auf dem Planeten, was sind die ultimativen Paintball-Momente des Glücks für dich?
Ryan: Ich schätze einer dieser ultimativen Momente des Glücks, war der Gewinn des Autos. Das war ein wirklich großer Nervenkitzel für mich. Aber eigentlich ist jedes Turnier , das ich mit meinen Jungs gewonnen habe, so ein Moment. Das wichtigste sind am Ende deine Freunde, und was du mit ihnen alles erlebt hast. Als wir jede Menge Turniere in einer Saison gewannen, da hatten wir richtig Spaß. Was aber wirklich immer wieder besonders ist, ist der Moment wenn die Zuschauer wirklich begeistert sind, die Energie die übers Netz aufs Feld kommt – ich meine, das sind die beeindruckendsten Momente.
Kress: Wir werden beide nicht jünger und um Paintball auf deinem Niveau spielen zu können erfordert es ein hohes Maß an Fitness. Wie hältst du dich fit für den Sport?
Ryan: Es ist lustig, dass du das sagst, ich habe in letzter Zeit immer mehr mit Verletzungen an meinem Körper zu tun. Wie du gesagt hast, wir werden eben nicht jünger, aber ich versuche einfach so aktiv wie möglich zu bleiben. Ich surfe viel, ich schwimme viel, ich gehe laufen und mache oft Sprints. Ich verbringe nicht viel Zeit, oder besser gesagt überhaupt keine Zeit, im Fitnessstudio. Aber ich versuche mich so fit zu halten wie der Teamkollege neben mir oder manchmal in besserer Verfassung zu sein als der Spieler neben mir. Ich denke, es ist eine gute Motivation für viele Leute, dass man immer besser sein sollte als der Typ neben einem.
Kress: Nach 20 Jahren Paintball auf so hohem Niveau, in welchem Bereich kannst du dich noch verbessern?
Ryan: Es gibt viel womit ich im Moment zu kämpfen habe. Man kann immer besser werden. Ich denke, Marcello Margott hat es am besten in der letzten Pro School gesagt: „So lange man nach dem Breakout mehr als 5 Paintballs braucht um 5 Gegner zu Markieren muss man weiter an sich arbeiten“, und das schwingt irgendwie immer mit. Aktuell ist es sehr schwierig für Dynasty, weil wir kein eigenes Heimfeld haben, also gibt es für uns keinen Übungsplatz. Tatsächlich können wir als Team nur direkt vor den Events gemeinsam trainieren, erst da sehen wir ob unsere Lines genau sitzen. Ich merke, ich bin nicht mehr so „auf den Punkt“ mit meinen Bällen, denn wenn man tatsächlich Drills auf dem Layout durchführen kann, ist dieses Feld ein perfektes Beispiel. Wenn ich vorher tatsächlich auf diesem Layout trainiert hätte, wäre ich viel genauer. Und ich denke, das zeigt auch, warum die Russen gerade jetzt so gut spielen, weil sie die Möglichkeit haben, bestimmte taktische Situationen zu trainieren und auch Antworten für bestimmte Situationen trainieren zu können, während ich das in den USA derzeit nicht tun kann.
Kress: Abschließend möchte ich mit dir über deine Erfahrungen in der Nationalmannschaft sprechen. Die WorldCups hier in Europa und Asien sind schon für sich genommen etwas Besonderes, aber wie fühlt es sich an, gemeinsam anstatt gegen deine amerikanischen Kollegen zu spielen?
Ryan: Ich liebe die Möglichkeit meine Nation in jeder Art zu vertreten. Es mag sein, das Paintball in den Augen von vielen Menschen ein sehr kleiner Sport ist, aber für viele andere, mich eingeschlossen, ist Paintball etwas sehr bedeutendes. Ich denke, es ist etwas ganz Besonderes, sein Land repräsentieren zu können und gegen andere Nationen zu spielen und auch zu gewinnen. Der wirklich lustige Teil davon ist, dass ich in der Lage bin, mit Jungs zu spielen, mit denen ich entweder nie zusammengespielt habe oder mit denen ich vor langer Zeit in einem Team war, weil schon viele Spieler mit Dynastie gespielt haben, und es macht einfach Spaß hin und wieder diesen kleinen Schritt in die Vergangenheit zu machen und mit ihnen zu spielen. Alle diese Jungs sind wirklich cool, jeder akzeptiert jeden, es gibt ein hohes Maß an Respekt im Team. Ich habe zum Beispiel nie zuvor mit Jacob Edwards von Tampa Bay Damage gespielt. Aber es hat riesig Spaß gemacht mit ihm zu spielen, die verschiedenen Spiel-Stile zu sehen und zu vergleichen. Alle sind sehr locker und haben Spaß. So etwas genieße ich wirklich sehr. Es ist eine große Ehre, die USA und mein Land vertreten zu können, darüber hinaus macht es viel Spaß.
Kress: Bei den NXL Prag Open ist der nächste NationsCup geplant. Wird sich das US-Team in Prag bilden oder gibt es bereits einen Kader?
Ryan: Das US-Team trainiert nicht einmal vorher, es ist eigentlich ein großer Nachteil des US-Teams. Die meisten Mannschaften haben bereits miteinander gespielt, wie man es z.B. bei der Russen Legion oder einigen anderen Mannschaften sieht. Ronholt Blast aus Norwegen waren vor zwei Jahren überraschend stark, da viele Spieler aus dem gleichen Team kamen.
Viele der TONTON-Jungs aus Frankreich sind in der aktuellen Saison bereits im selben Team, sie wissen bereits, was los ist und was zu tun ist, während das US-Team das Layout zum ersten Mal auf dem Event gespielt hat. Wenn wir aufs Feld gehen fragen wir „Auf welcher Seite willst du spielen und ist die Position ok für dich?“ Wir versuchen uns bei den Positionen abzuwechseln, aber manchmal läuft es halt nicht, dann merkt man dass wir nicht zusammen trainieren.
Von Vorteil ist einfach, dass wir zu den Besten der Welt gehören, so dass es für uns als Team einfacher ist Fehler und Möglichkeiten zu erkennen. Gemeinsam werden wir von Punkt zu Punkt besser und man sieht eine gute Lernkurve bis wir dann im Finale stehen.
Kress: Danke Ryan für das Interview, ich wünsche dir und deinem Team alles Gute und freue mich darauf dich in Prag wieder zu sehen.
Ryan: Vielen Dank Tobi, hat wirklich Spaß gemacht. „See ya at the Prag Event“.
Ryan und sein Team, die Golden State Kings, aka San Diego Dynasty, wurden bei diesem Event zweiter. Trotz wenig Training vor dem Event hatte es das Team durch eine tolle Teamleistung und seine erfahrenen Einzelspieler bis ins Finale geschafft. Dort unterlag man jedoch dem sehr gut vorbereiteten, russischen Team Moscow Red Legion mit einem sehr knappen 4:5. Das abschließende Fazit lautet also, Talent ist nicht alles, nur wer regelmäßig zusammen als Team trainiert schafft es am Ende ganz nach oben aufs Treppchen. Wer die Pro Spieler selber einmal live sehen möchte kann dies bereits beim nächsten NXL Europe Event in Prag tun. Von Freitag, den 19.07. bis Sonntag, den 21.07. wird in Tschechien um den nächsten Turniersieg gefightet.
Für alle Turnierpaintball Fans hat Tobi auf seinem Youtube Kanal noch ein Highlight Video des Finales für Euch zusammengeschnitten. Scanne einfach den QR-Code rechts.