Das erste NXL Europe Event des Jahres stand aus deutscher Sicht ganz klar im Zeichen der Ballistics Göttingen. In der zweithöchsten Spielklasse, der NXL Semi-Pro konnte das Team aus dem Norden beim Auftaktevent in Lissabon einen beachtlichen 1. Platz einfahren. Wir haben die Jungs auf ihrer Reise zum Event begleitet und wollen Euch die beeindruckende Geschichte von der Saisonvorbereitung, bis hoch an die Spitze der NXL in unserem heutigen Beitrag ein Stück weit näherbringen. Dazu haben wir Dustin Hauk, den Teamcaptain der Ballistics Göttingen, zum Interview zu Gast gehabt.
PBS Magazin: Dustin, zunächst mal herzlichen Glückwunsch zum Turniererfolg. Wie hat es sich angefühlt, die NXL Semi-Pro zu gewinnen?
Dustin Hauk: Herzlichen Dank! Natürlich hat es sich sehr gut angefühlt. Letztlich ist es aber auch einfach der verdiente Lohn für jede Menge harte Arbeit.
PBS Magazin: Euer Team, der A-Kader der Ballistics Göttingen, spielt in dieser Saison ausschließlich die NXL Europe, dafür aber alle drei Events. – Ist das so richtig und wie kam es dazu?
Dustin Hauk: Ja, genau. Wir hätten gerne auch die DPL Bundesliga mitgenommen, aber aus verschiedensten Gründen kam die Bundesliga für 2024 aber nicht zustande, weshalb wir uns voll und ganz auf die NXL konzentrieren. Unser Fokus liegt seit 2023 ohnehin auf der europäischen Serie!
PBS Magazin: Dustin, erzähle unseren Lesern doch gern mal etwas zu Eurer NXL-Reise nach Lissabon. Man sieht immer nur die Spiele im Livestream, aber wie läuft so eine Reise ab und was passiert an einem NXL Wochenende neben Paintball noch so alles bei Euch im Team?
Dustin Hauk: Lissabon war da natürlich etwas besonders, da man an einer An- und Abreise via Flugzeug nicht vorbeikommt. Das heißt, man wird vor Probleme gestellt, die man vom nationalen Paintball nicht kennt: Flüge buchen, Mietwagen buchen, Pötte im Zielland beschaffen und eine Möglichkeit finden, die nicht nach drei Tagen Event vor Ort zu verschenken. Das heißt, man hat jede Menge organisatorische Sachen zu klären, bevor es überhaupt erst ums Paintball geht. Wir sind am Mittwoch vor dem Event von Hannover aus angereist. Inkl. Zwischenstopp in Amsterdam waren wir nach ca. zwölf Stunden abends in unserer Unterkunft angekommen und haben den anstrengenden Tag bei zwei, drei Kaltgetränken ausklingen lassen. Donnerstag gab’s dann vier Stunden Training auf den Eventfeldern für uns. Hier versuchen wir immer möglichst kostengünstig, aber hochklassig zu trainieren – für einen einstündigen Slot legt man bei der NXL gern schon mal 400 € Startgebühr auf den Tisch. Das gelang uns aber ganz gut, sodass wir unter anderem mit dem amerikanischen Pro-Team Shock, den Norwegern von Ronholt Dynamite, PPA Pilsen und auch mit den befreundeten deutschen Semi-Pro Teams Ballern. und P!MP Squad durchstarten konnten.
Es folgten die drei tatsächlichen Eventtage. In der Vorrunde spielt man nur zwei Spiele pro Tag (Freitag + Samstag). Man hätte also theoretisch relativ viel Freizeit vor bzw. nach den Spielen. Da unser Fokus allerdings ganz klar auf dem Eventsieg lag, haben wir die Zeit damit verbracht, Pro-Spiele zu verfolgen oder potenzielle Gegnerteams für den Sonntag zu scouten. Konkret heißt das, dass wir außer ca. 60 Minuten Strand in Ericeira, nichts außer dem Eventgelände, dem lokalen Supermarkt und unserer Unterkunft gesehen haben. Es waren einfach vier Tage vollgepackt mit Paintball. Ein Opfer, das man aber gern bringt, wenn’s dann am Ende fürs Treppchen reicht.
PBS Magazin: So ein Turniererfolg ergibt sich ja nicht von alleine, das ist schon harte Arbeit. Wie habt Ihr Euch als Team auf dieses ganz spezielle Event vorbereitet.
Dustin Hauk: Unsere Vorbereitung bestand aus drei vollen Trainingswochenenden. Hierbei versuchen wir in der Regel mindestens eines gegen befreundete Pro-Teams zu absolvieren, was uns in diesem Fall auch mit den Bad-Boys aus den Niederlanden gelang. Weiterhin haben wir einen Tag fest dafür eingeplant, an dem nur wir als BG Squad 1 das Layout für uns haben. Breakouts werden ins kleinste Detail geplant, Wenn-Dann-Szenarien definiert, Bounceshots trainiert. Das finale Training gibt’s dann am Donnerstag des Eventwochenendes vor Ort. Weiterhin arbeiten wir in Online-Meetings Pläne aus, diskutieren Problemsituationen und definieren Lösungen für potenzielle Probleme auf dem Layout. Am Ende fühlt sich eine Eventvorbereitung immer ganz schön stark nach Arbeit an. Das mag unter Umständen jetzt gar nicht mal so cool klingen, ist aber genau das, was Paintball für uns als leistungsorientiertes Team ausmacht.
PBS Magazin: Wie würdest Du im Nachgang das aktuelle Spielniveau in der NXL Semi-Pro bewerten? Wie kann man sich das vorstellen? Ist es mit dem Turniersport in Deutschland vergleichbar?
Dustin Hauk: Das Niveau ist definitiv hoch. Vergleichbar mit der ersten Tabellenhälfte der DPL Bundesliga vor Corona. Jeder Spieler dort hat gute Gunskills und trifft mit den ersten Bällen. Du kannst es dir nicht leisten, irgendein Team zu unterschätzen. Jeder, der dort spielt, ist verdammt hungrig und will das Event gewinnen – was unter Anbetracht des ganzen Aufwands etc. auch definitiv Sinn macht. Die Top fünf der Semi-Pro-Division könnte in meinen Augen auch in der Pro-Division mitspielen – wenn auch nicht unbedingt sehr erfolgreich. Man sieht aber an den Jungs von Scalp, dass man den Schritt gehen kann, wenn man bereit ist, die Arbeit zu intensivieren. Die Jungs haben nach dem Seriensieg in der Semi-Pro 2023 in Lissabon die Pro-Division in ihrem Pro-Debüt gewonnen.
PBS Magazin: Nächster Stop der NXL Europe ist Birmingham. Was habt Ihr Euch für das zweite Event der Saison vorgenommen? Sehen wir Euch wieder um den Titel fighten?
Dustin Hauk: Unser Ziel für 2024 ist klar definiert: Aufstieg in die NXL Pro Division. Mit dem Sieg in Lissabon haben wir einen großen Schritt in die richtige Richtung getan. Natürlich werden wir auch in England alles dafür tun, am Sonntag auf dem Pro-Feld um den Titel zu kämpfen. Mit Pro-Shar und Dye Europe haben wir auch zwei der Großen, die uns auf allen Ebenen dabei helfen, unsere Ziele zu erreichen. Ob es für den zweiten Eventsieg in Folge reicht? Keine Ahnung – drückt uns die Daumen!
PBS Magazin: Wir sagen an dieser Stelle Danke an Dustin für das tolle Interview und die eindrucksvollen Bilder, die man uns vom Turnier mitgebracht hat.
Abschließend möchten wir noch eine redaktionelle Anmerkung zum Finale loswerden. Der Gegner, den die Ballistics im Finale bezwungen haben, war kein geringes Team als SL Benfica. Ja Benfica, so wie in „Benfica Lissabon“. Die Jungs hatten also nicht nur ein Heimspiel, sondern waren klarer Lokalmatador, denn sie kennen den Austragungsort vom Training und hatten auch einen Großteil des Publikums hinter sich. Umso höher ist dieser Finalsieg zu bewerten. Die Ballistics haben auf jeden Fall allen anderen Teams in Europa gezeigt, dass auch deutsche Teams extrem starken Turnierpaintball spielen können und dass man in Zukunft definitiv mit ihnen rechnen muss. Wir wünschen an dieser Stelle weiterhin viel Erfolg für die restliche NXL Europe Saison. Die Zielvorgabe haben die Ballistics bereits ausgegeben, unter dem Motto „Road to Birmingham“ trainiert das Team ab Anfang Juni für das Englandevent, das bereits am ersten Juli Wochenende (05.07. bis 07.07.) stattfinden wird. Wir werden den Ballistics in jedem Fall fest die Daumen drücken und hoffen, dass sie diese großartige Leistung noch einmal wiederholen können.