Bereits im letzten Heft haben wir Euch den Paintball Weltenbummler Louis vorgestellt. Er hat uns von seinem Werdegang erzählt und wie er Turnierpaintball in vielen Teilen der Welt erlebt hat. Nachdem wir im ersten Beitrag diesen Jahres Zwischenstopp in Australien gemacht haben, geht es heute im zweiten Teil nach Afrika. Seit gespannt was Louis vor Ort erlebt hat…
Nachdem ich beim letzten Mal über meine Paintballerlebnisse in Australien berichtet habe, wollten meine Frau und ich als nächstes nach Afrika. – Doch wo genau soll es hingehen? Es ist nicht immer ganz einfach eine Möglichkeit zum Paintballspielen in anderen Ländern zu finden. Insbesondere wenn die Länder, die man sich ausgesucht hat, nicht ganz so reich sind wie Deutschland, Australien oder auch Thailand. Afrika hat aber zum Glück viele Staaten, daher mussten wir nur einen finden, in dem man in irgendeiner Weise Paintball spielen kann. Nach ein wenig Recherche fand ich heraus, dass Südafrika vor einigen Jahren eine Nationalmannschaft in der NXL Europe gestellt hatte. Die Spielernamen waren ebenfalls hinterlegt und so ließ sich über Facebook relativ einfach der Kontakt herstellen. Mittlerweile war unsere Reiseplanung auch schon etwas fortgeschritten, so dass wir schon wussten, dass es für den Anfang nach Capetown (Kapstadt) gehen sollte und wir Johannisburg komplett auslassen wollten. Unglücklicherweise gibt es aber die meisten Paintballer in Afrika rund um Johannisburg, es ließ sich jedoch eine Spielerin aus der Damennationalmannschaft finden, die ihr Team und Feld in der Nähe von Capetown hatten. So war nun unser kleiner Roadtrip durch Südafrika geplant.
Der erste Schritt ist immer erstmal nach Frankfurt. Hier ging es zur Abwechslung mal ohne Umstieg mit dem Flugzeug direkt nach Kapstadt. Eine wunderschöne Stadt, dessen Zentrum sich in das Tal zwischen Signal Hill, Lion’s Head und Table Mountain schmiegt. Mit einer Wohnung in einem Hochhaus in der Nähe des Rathauses und einem Auto erreicht man fast alle Ziele innerhalb einer halben Stunde in der Stadt. Generell ist man gut bedient als Tourist die öffentlichen Verkehrsmittel zu meiden, insbesondere bei Nacht. Capetown hat eine schöne Waterfront (Strandpormenade), bei der man gut shoppen und abends herausragend gut essen kann. Ein Tipp von mir an dieser Stelle ist unbedingt in einem der zahlreichen Restaurants einmal den lokalen Fisch namens Kingklip zu probieren. Dann noch ein Verdauungsspaziergang an der Uferpromenade entlang und ab ins Bett.
Wacht man am nächsten Tag auf und es ist gutes Wetter, sollte man unbedingt auf den Table Mountain (Tafelberg) wandern. Eine einfach beeindruckende Aussicht erwartet einen da oben. Für uns ganz ungewohnt auf knapp 1000m zu stehen und doch so nah am Meer zu sein. Aber es gibt auch noch viele weitere super interessante Orte zu entdecken: Robben Island, das berühmte Boulders Beach und seine Pinguine, Kap der guten Hoffnung oder auch Muizenberg. Das Hinterland wird hauptsächlich von Weinland bestimmt. Beliebte Touristenziele, da hier exzellenter Wein in zahlreichen Weingütern probiert und natürlich auch palettenweise nach Hause bestellt werden kann. Man würde hier kein Paintballfeld vermuten inmitten der ganzen Reben und Anlagen der umliegenden Weingenossenschaften. Und doch genau da in einem kleinen Tal umringt von Reben stand ein Container und ein Paintballfeld, dass nur auf einer Seite wirklich ein Netz hatte.
Wir waren nicht die ersten und wurden natürlich anhand unseres Mietautos direkt identifiziert, hier verirrt sich keiner zufällig hin. Während des Umziehens darf ich viele Fragen beantworten, während meine Frau Fotos macht. Jeder ist interessiert, wie man auf die Idee kommt ausgerechnet in Südafrika Urlaub zu machen und dann auch noch Tunierpaintball dort spielen zu wollen. Wir hingegen fragen gerne zurück, wie es hier um Paintball steht, wie es organisiert ist und wollen eben einen Einblick in den Paintballalltag erhalten. Der Platz, auf dem das Feld aufgebaut war, fiel auf der Tippiseite leicht ab, so dass es für die Snaker deutlich schwerer wurde in die Snake zu kommen, da man auf dieser Seite leicht bergauf rennen musste. Dafür lag es aber herausragend gut. Fast vollständig ohne Netze an den Seiten fühlt sich das Feld ungewohnt offen an. Wenn dann die Reben noch voller Trauben hängen, hat man den vermutlich geilsten Hintergrund, den man sich für Paintball Fotos nur vorstellen kann.
Für ein volles fünf gegen fünf hatten wir nicht genügen Spieler. Das letzte Event war gerade durch und die Spieler waren noch nicht alle wieder motiviert sich aufs Feld zu stellen, daher ging es für beide Teams mit nur je vier Spielern an den Start. Ich durfte mit meinem pinken Markierer die Snake übernehmen und war auf Grund der leicht erhöhten Snake und des doch recht hohen Grases erstmal im Back stehen geblieben. Mit 10 Bps und einem den Locals schon bekannten Layout, hatten wir unseren Spaß und wechselten die Spieler der Teams ab und zu mal durch. In den Pausen unterhält man sich meistens über Auslandserfahrung im Paintball und viele Spieler planen auch mal nach Europa oder in die USA zum Schießen zu gehen. An dieser Stelle wurden wir dann noch zum Abendessen in ein kleines Restaurant eingeladen. Für mich persönlich sind das immer die schönsten Momente, wenn man nach einem tollen Paintballtag nochmal bei einem Bier zusammensitzt, sich austauschen und die Spieler nochmal besser kennenlernen kann.
Von hier ging es dann weiter ins Landesinnere Richtung Oudtshoorn. Hier kann man eine wirklich empfehlenswerte Meerkat Adventure Tour besuchen, bei der man früh morgens an den Bauten der Erdmännchen wartet und den Tieren beeindruckend nah während des Sonnenaufgangs langsam beim Aufstehen zuschaut. Außerdem gibt es dort auch Straußenfarmen, bei denen man die riesigen Vögel aus der Nähe begutachten kann. Mittags gibt es in den Restaurants auch passend Straußensteak.
Unsere Route führt uns weiter über den spektakulären Swartberg Pass in die kleine Karoo, eine Halbwüstenlandschaft in den Hochebenen Südafrikas. Von da aus ist es auch zum Addo Nationalpark nicht mehr weit. Durch diesen sind wir drei Tage mit unserem kleinen Auto gefahren und haben beeindruckende Tiere gesehen: Zebras, Warzenschweine, Büffel, Elefanten, Antilopen und mit ein bisschen Glück sieht man auch Leoparden und Löwen. Insbesondere haben uns aber die Elefanten beeindruckt, die locker nochmal doppelt so groß sind wie ihre asiatischen Kollegen sind. Unsere Reise führt uns weiter zum Tsitsikamma Nationalpark, über die Bloukrans Bridge wieder runter ans Wasser in ein deutlich feuchteres Klima. Ziel war das Cape Agulhas, der südlichste Punkt Afrikas. So ging es mehr oder weniger an der Küste entlang über Plettenberg Bay, Wilderness und dem De Hoop Nature. Mit einem Beweisfoto im Gepäck geht es in die Walstadt Hermanus, denn hier war passend zu unserer Ankunft das Walfestival. Zu dieser Jahreszeit kommen öfter Wale in die Bucht, die ein fest angestellter Walschreier lauthals ankündigt. Entlang des malerischen Klippenpfads sieht man ab und zu auch einen Wal aus dem Wasser springen. Wirklich gigantische Tiere. Nach beeindruckenden und lehrreichen drei Wochen geht es über Chapman’s Peak Drive, die schönste Küstenstraße der Welt, zurück zum Flughafen. Die afrikanische SARPL verfügt über eine gut etablierte Ligastruktur, die sich über das gesamte Jahr erstreckt. Mit insgesamt vier Spieltagen pro Jahr bietet die Liga den Spielern die Möglichkeit, sich im 5-Mann Format und für unsere Verhältnisse auch relativ viel im 3-Mann Format zu messen.
BESONDERHEITEN IM SÜDAFRIKANISCHEN PAINTBALL
Der Paintball in Südafrika orientiert sich an den klassischen Regeln der NXL (National Xball League) und verwendet ähnliche Layouts mit den gleichen Bunkern. Geschossen wird ebenfalls mit 10 Bps. Das schöne am südafrikanischen Paintball ist jedoch, dass eigentlich ausnahmslos alle Tunierfelder auf Rasen gestellt sind und diese auf Grund des Wetters und Klimas praktisch das ganze Jahr über bespielt werden können.
Turnierpaintball ist in Südafrika nicht so stark verbreitet wie Paintball im Woodland-Stil. Wer in Kapstadt auf ein Paintballfeld gehen möchte und auf einem klassischen Paintballfeld mit Tunierbunkern und entsprechenden Teams spielen möchte, wird schwerlich fündig. Es gibt zwar zahlreiche Spielfelder, aber nur wenige, die sich für Turnierspieler eignen, dafür sind sie umso mehr auf Woodlandspieler und Rentals ausgelegt. Die Mehrheit der Paintballszene in Südafrika ist weiß und verfügt über die finanziellen Mittel, um sich den Sport leisten zu können. Das ist deshalb wichtig zu erwähnen, da das Land immer noch mit einem beträchtlichen Unterschied zwischen Arm und Reich zu kämpfen hat. Darüber hinaus muss man bedenken, dass die Apartheit erst im Jahr 1994 endete, was natürlich auch seine kulturellen und sozialen Spuren in der Gesellschaft hinterlassen hat. Unter anderem gibt es heute noch viele Slums an den Rändern großer Städte und eine hohe Kriminalität. Trotz dieser historischen Herausforderungen ist es sehr erfreulich zu sehen, dass die Community sehr divers ist und Rassismus nicht toleriert wird. Vielmehr kommen die Spieler mit unterschiedlichsten Hintergründen zusammen und teilen ihre Leidenschaft und ihre Begeisterung an diesem schönen Sport.
In rechtlicher Hinsicht stellt der Kauf und das Spielen mit einem Paintball-Markierer in Südafrika kein Problem dar, solange man das gesetzliche Mindestalter von 18 Jahren erreicht hat. Für Jugendliche unter 18 Jahren ist es jedoch erlaubt, Paintball unter der Aufsicht von Erwachsenen zu spielen und es gelten dabei keine besonderen Einschränkungen. Schön finde ich, dass es gesetzliche Regelungen gibt, die die sichere Ausübung des Paintball-Sports für alle Altersgruppen ermöglichen.
Das war unser zweiter Beitrag aus der Reihe „mit Louis auf Paintball Weltreise“. In der nächsten Ausgabe geht es weiter, denn Louis hat auf seiner Reise rund um den Globus noch an vielen anderen Orten Paintball gespielt und dementsprechend viel zu berichten. Seid gespannt…